Fake News zu brennenden Hilfslieferungen an der venezolanischen Grenze

7.3.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
ich erhebe Programmbeschwerde gegen folgenden Beitrag:
 
25.2.2019
 
"Venezuelas Übergangspräsident Guaido trifft US-Vizepräsident Pence"
 
 
Im Filmbeitrag sagt Caroline Wenzel:
 
(...)
"Am Wochenende war sein (Guaido) Versuch gescheitert, Hilfsgüter von Kolumbien und Brasilien aus, nach Venezuela zu bringen.
Mindestens drei Lastwagen gingen in Flammen auf, als Maduroanhänger sie angriffen.
(...)
 
Es gibt keinerlei Beweise oder Belege dafür, dass diese Lastwagen durch einen "Angriff von Maduroanhängern in Flammen aufgingen".
Im Gegenteil. Alles deutet auf die Verantwortung der Guaido-Anhänger hin.
Dieser Vorfall an der kolumbiansch-venezolanischen Grenze geschah am 23.2.2019.
Der Bericht von Wenzel ist vom 25.2.2019. Es war also mindestens 1 Tag Zeit, um einfachste Recherchen zu diesem
schlimmen Geschehen vorzunehmen. Wenzel bezeichnet sich selbst als "investigative Journalistin".
Das ist darum so wichtig, weil sofort nach diesem Vorfall Guaido und die USA, von denen
diese Hilfslieferung stammte, Maduro beschuldigten, die LKW's angezündet zu haben. Es ist auch deshalb so wichtig, weil die USA nach
einem casus belli suchen, um in Venezuela intervenieren zu können, also schlimmstenfalls einen Krieg vom Zaun brechen zu können.
Die Frage nach dem cui bono stellt sich auch. Wer hat Interesse an solch einer Eskalation? Da die Hilfslieferung sowieso nicht an
der venezolanischen Armee vorbeikam, die an der Grenze zu Venezuela stand, bestand keinerlei Grund für Maduro, dass er sie hätte
anzünden lassen. Im Gegenteil, die USA verschärften nach diesem Vorfall die Sanktionen gegen Venezuela nochmals.
An einer Eskalation haben nur Guaido und seine Anhänger Interesse.
 
Anhand der zur Verfügung stehenden Bilder wird klar, dass nur die gewalttätigen Guiado-Anhänger für das Anzünden der LKW
verantwortlich sein können.
 
 
Die venezolanische Nationalgarde stand genau auf Höhe des Grenzhauses der
venezolanischen Grenze. Die LKW's standen, so ist es auch aus den Aufnahmen von Drohnen zu erkennen, zwischen Demonstranten,
die die LKW's mit Guaido nach Venezuela bringen wollten und der Nationalgarde. Die Opposition ist zu sehen, wie sie auf Höhe
der LKW's Molotowcocktails aus mitgebrachten Benzinkanistern herstellten und dann, neben großen Steinen, in Richtung
der venezolanischen Nationalgarde und auch in Richtung der LKW's warfen. Weder griffen irgendwelche "Maduroanhäger" die LKW's an,
geschweige denn gingen sie deswegen "in Flammen auf", wie Caroline Wenzel behauptet. Die Nationalgarde blieb mit ihren Schutzschilden
während der ganzen Zeit an der gleichen Stelle stehen und reagierte nur mit Tränengas, nachdem sie mit Molotowcocktails
und Steinen beworfen wurden.
.
Am 24.2.2019 erschien auf der Internetseite des ZDF darüber ein Beitrag, in dem es genau der Sachlage entsprechend geschildert wird:
 
"Zwei LKW mit der humanitären Hilfe gehen in Flammen auf. Laut Opposition sollen dafür Sicherheitskräfte der venezolanischen Armee verantwortlich sein. Maduros Sender verbreiten dagegen die Version, dass es die Opposition selber war, die das Feuer gelegt haben soll."
 
 
Auch der US-Journalist Max Blumenthal kommt zu dem Schluss, dass die LKW's von Guaido-Anhängern
angezündet wurden:
 
 
Die Behauptung von Caroline Wenzel, dass die LKW in Flammen aufgingen, als "Maduroanhänger" sie angriffen, ist durch nichts
belegt und nicht haltbar. Beide Seiten beschuldigen sich gleichermaßen. Aus was für Gründen auch immer verzichtet sie darauf, diesen Sachverhalt so dazustellen und gibt die Schuld dafür einfach den "Anhängern Maduros".
 
Bitte bestätigen Sie mir den Eingang meiner Programmbeschwerde innerhalb der nächsten 7 Tage und veranlassen Sie eine
Korrektur.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Bernhard Moser
Mittlerer Lech 16
86150 Augsburg
 




 

9.5.2019

Sehr geehrter Herr Moser,

  

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 7. März 2019.

 

Ihre Programmkritik bezieht sich auf den Beitrag in den „Tagesthemen“ vom 25. Februar 2019, der das Treffen von US-Vizepräsident Mike Pence mit dem venezolanischen Oppositionsführer Juan Guaidó zum Thema hat. In diesem Beitrag erwähnt die Redakteurin Caroline Wenzel auch in geraffter Form noch einmal die Ereignisse des vorvergangenen Tages am Grenzübergang zwischen Kolumbien und Venezuela. Gegenstand der Berichterstattung waren nicht die unterschiedlichen Sichtweisen auf diese Ereignisse. Die von Ihnen beanstandete Formulierung „gingen drei Lastwagen in Flammen auf, als Maduro-Anhänger sie angriffen“ stellt zwar einen zeitlichen, aber keinen kausalen Zusammenhang her. Dass die LKW „durch“ Angriffe der Maduro-Anhänger in Brand geraten seien, ist Ihre Formulierung, nicht die unserer Redakteurin.

 

Über die Vorfälle an der Santander-Brücke hat die ARD zudem am 24. Februar 2019 in der 20-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ berichtet. Auch hier stellen die Formulierungen des Korrespondenten Matthias Ebert keinen kausalen Zusammenhang her: „Gestern waren Oppositionsanhänger mit Hilfskonvois auf Venezuelas Grenzposten zugefahren. Doch sie wurden vom Maduros Soldaten gestoppt. Drei LKW gingen in Flammen auf.

 

Richtig ist, dass bis heute nicht zweifelsfrei festgestellt werden konnte, wer den Brand der Lastwagen verursacht hat. Regierung und Opposition beschuldigen sich gegenseitig. Unseren Korrespondenten lag eine Vielzahl von Augenzeugenberichten vor, die die Sicherheitskräfte der venezolanischen Regierung verantwortlich machen. So ist dies auch in den Nachrichtenagenturen aus dieser Zeit zu lesen. In der Tat behauptete die Regierung wiederum, Anhänger von Guaidó hätten die LKW selbst in Brand gesetzt und diverse Medien griffen dies auf. Einen eindeutigen Beweis dafür, dass Oppositionelle selbst Verursacher der Brände waren, stellt auch das von Ihnen angeführte Videomaterial nicht dar.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Dr. Christoph Hauser

Programmdirektor

Information, Sport, Film, Service und Unterhaltung

 

SWR

Südwestrundfunk

Hans-Bredow-Straße

76530 Baden-Baden

 

Telefon 07221 929-22911

Telefax 07221 929-22021

christoph.hauser@swr.de

 

Aktuelles 

Powered by CMSimple | Template: ge-webdesign.de Login