2/2019 Tendenziöse Berichterstattung Grenze Venezuela-Kolumbien

zuschauerredaktion@zdf.de

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
in den ZDF-Heute-Nachrichten vom 24.2.2019 um 17 Uhr behauptet Thomas Gonsior in seinem Beitrag über Venezuela
dass der Hilfskonvoi von "Maduro-treuen Kräften" angezündet worden sei.
Das ist nicht bewiesen. Beide Seiten beschuldigen sich gleichermaßen.
 
https://edition.cnn.com/2019/02/24/americas/venezuela-pompeo-maduro-colombia/index.html
 
Tobias Käufer hat es dagegen richtigerweise neutral dargestellt:
 
"Zwei LKW mit der humanitären Hilfe gehen in Flammen auf. Laut Opposition sollen dafür Sicherheitskräfte der venezolanischen Armee verantwortlich sein. Maduros Sender verbreiten dagegen die Version, dass es die Opposition selber war, die das Feuer gelegt haben soll."
 
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/krise-in-venezuela-maduro-guaido-plan-geht-in-flammen-auf-100.html
 
Dass dieser Sachverhalt so nicht in der Fernsehsendung dargestellt wurde, obwohl es in der Onlinepräsenz des ZDF richtig
erzählt wird, ist absolut unverständlich und nicht zu entschuldigen. Gerade das Anzünden von Lebensmittel und Medikamenten
ist an Abscheulichkeit nicht mehr zu überbieten. Wie bei jedem Ereigniss muss man sich nach dem Cui Bono fragen. Maduro wurde auch deswegen von anderen Ländern und den USA verurteilt und es folgten weitere Drohungen ihm gegenüber.
 
Ein kurzer Blick auf die Auseinandersetzungen an der Grenze zu Kolumbien hätten gezeigt, dass von gewalttätigen Protestlern
Molotowcocktails in Richtung der venezolanischen Sicherheitskräfte geworfen wurden. Dazwischen standen jedoch die LKW's mit den
Hilfslieferungen. Die Molotowcocktails flogen kreuz und quer:
 
https://www.youtube.com/watch?time_continue=330&v=5VWptkwdE_c
 
"Am Abend des 23. Februar bestimmten Bilder von zwei brennenden Lastwagen auf der Brücke zwischen Kolumbien und Venezuela die Berichterstattung der internationalen Medienagenturen. Diese untertitelten die Aufnahmen einhellig mit der Anschuldigung, die venezolanischen Grenzschützer hätten die Transportfahrzeuge in Brand gesetzt. Luftbilder zeigen jedoch, dass die brennenden LKW, umringt von Demonstranten, noch auf der kolumbianischen Seite der Absperrungen stehen und die ersten Sicherheitskräfte Venezuelas in einigem Abstand positioniert sind."
(...)
 
https://amerika21.de/2019/02/222784/venezuela-humanitaere-intervention
 
https://grayzoneproject.com/2019/02/24/burning-aid-colombia-venezuela-bridge/#more-2685
 
Abschließend möchte ich noch bemerken, auch wenn es nicht nachzuweisen ist, dass
die tendenziöse Deutung von Thomas Gonsior kein Zufall zu sein scheint , da ich bei nahezu der gesamten Berichterstattung des ZDF über 
diesen Konflikt eine einseitige Stimmungsmache gegenüber dem Präsidenten Maduro erkenne. Erst heute im ZDF-Morgenmagazin fielen 
wieder Ausdrücke wie "Machthaber Maduro" und vom "Maduro-Regime". Die Armee wurde zu "regierungstreuen Truppen".
 
Ihre Stellungnahme sehe ich mit Interesse entgegen.
 
Mit freundlichen Grüßen
 
Bernhard Moser
Mittlerer Lech 16
86150 Augsburg
 

Sehr geehrter Herr Strech,

 

leider haben Sie den Bericht um 17 Uhr nicht aufmerksam genug verfolgt. Ich behaupte NICHT, der Hilfskonvoi sei von Maduro-treuen Kräften angezündet worden. Vielmehr lautet mein Text: „Ein Hilfs-Konvoi - wohl [sic!] angezündet von Maduro-treuen Kräften.“ Eine entscheidende Einschränkung, denn es ist in der Tat nicht vollends sicher, wodurch die Trucks in Brand gerieten.

 

„Wohl“ also. Im Sinne von: mutmaßlich. Denn es gibt durchaus einige Hinweise, dass Moduro-treue Kräfte den Konvoi in Flammen setzten. Wir stützen uns hier in der Zentrale auf seriöse internationale Nachrichten-Agenturen, da zum Zeitpunkt der Vorkommnisse kein ZDF-Team Beobachtungen anstellen konnte. Ihre YouTube-Videos halte ich für sehr viel weniger verlässlich.

 

Zu den Hinweisen in zahlreichen Agenturen:

 

So, 24.02.2019, 06:45 Uhr, AFP: „Auf der Santander-Brücke in Ureña wurden zwei Lastwagen von Maduros Truppen angezündet.“

 

So, 24.02.2019, 06:43, AP: „Zu einem dramatischen Höhepunkt bei der Konfrontation kam es, als Aktivisten unter Führung von venezolanischen Exil-Abgeordneten drei beladene Tieflader an einem Grenzposten ins Landesinnere bringen konnten, jedoch von Sicherheitskräften zurückgedrängt wurden. Die Fracht fing Feuer. Einige Augenzeugen berichteten, Nationalgardisten hätten eine Plane, die die Kisten mit den Gütern bedeckte, mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt.“

 

So, 24.02.2019, 09:57 Uhr, EPD: „Drei Lastwagen, die von Kolumbien die Grenze passiert hatten, wurden im venezolanischen Ureña von Maduro-treuen Sicherheitskräften angezündet.“

 

Am Vortag habe ich übrigens in der Spätsendung einen Bericht zum gleichen Thema gefertigt, ausgestrahlt nach dem „aktuellen Sportstudio“. Da gab es diese Agentur-Meldungen noch nicht. Entsprechend lautete mein Text: „Ein Hilfsgut-Transport - in Flammen. Wer ihn anzündete, unklar. Eindeutig nur: Venezuelas Militär lässt keine Nahrung, keine Medikamente durch.“

 

Ich hätte also bereits einen Tag früher Gelegenheit gehabt, meine – wie Sie behaupten – „tendenziöse Deutung“ über den Äther lassen gehen können.

 

Nein, Ihr Vorwurf, nicht neutral zu berichten, trifft nicht zu.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Thomas Gonsior